Andrea Martin: Es geht nicht um Mensch gegen Maschine, sondern darum, dass die Maschine dem Menschen hilft, Lösungen zu finden

Andrea Martin, Chief Technology Officer (CTO) IBM Deutschland, Österreich und die Schweiz, war die Hauptreferentin auf der Jahresveranstaltung der inititative.ulm.digital. Im Interview beantwortete sie ein paar drängende Fragen zur Künstlichen Intelligenz.

Frau Martin, mit welchen Fragen zur Künstlichen Intelligenz werden sie am häufigsten konfrontiert?
Martin: Zum einen, was darunter eigentlich zu verstehen ist und wohin es mit der künstlichen Intelligenz geht. Zum anderen damit, wie sich die ethischen und moralischen Fragen lösen lassen.

Ihre Antworten lauten wie?
Martin: Zum ersten, dass es nicht das eine KI-System gibt, das man sich kaufen kann. Hinter Künstlicher Intelligenz verbirgt sich ein Blumenstrauß von Chancen und Möglichkeiten, um mit Hilfe der Kommunikation und der Datenverarbeitung durch Maschinen zu Schlussfolgerungen und Problemlösungen zu kommen. Es geht also nicht um Mensch gegen Maschine, sondern darum, dass die Maschine dem Menschen hilft, diese Lösungen zu finden.

Wie nimmt man dem Menschen sein Bauchgrimmen, seine Angst davor, Untertan der Maschine zu werden?
Martin: Das, genau, ist die ethisch-moralische Dimension, die Herausforderung, deutlich zu machen, dass die Maschine zum Beispiel Datenmengen verarbeiten kann, die das menschliche Gehirn überfordern. Der Maßstab in zivilisierten Gesellschaften ist dabei nicht die Gewinnmaximierung. Der Maßstab ist, dass Lösungen dem Menschen dienen und dass Daten nicht hemmungslos für kommerziellen Zwecke ausgeschlachtet werden.

Was ist Ihre Rolle in der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“ des Deutschen Bundestags?
Martin: Wir beraten die Politik in diesem sehr umfassenden Fragenkomplex. Es geht um eine Strategie für die Bundesrepublik und um die Vorgehensweise, an welchen Stellen uns die Künstliche Intelligenz weiterhilft, welche Potenziale in KI stecken und welche Chancen sich daraus für Deutschland und seine Unternehmen ergeben.

Nennen Sie ein Beispiel.
Martin: Die Unternehmen müssen auf dem Erkenntnisweg unterstützt werden, was die Digitalisierung für sie bedeutet und welches Potenziale sie aus der Digitalisierung schöpfen können. Den bei uns üblichen sensiblen Umgang mit Daten sehe ich als Vorteil an. Am Ende werden sich Systeme durchsetzen, in denen Datenschutz und Künstliche Intelligenz zusammenpassen.