Das Digitalisierungszentrum Ulm, Alb-Donau und Biberach im Business Park Ehingen Donau (BED) soll eine Anlaufstelle sein für alle Fragen der Digitalisierung. Das Zentrum will Ansprechpartner für alle kleinen und mittelständischen Unternehmen sein.
Das Zentrum in Ehingen ist seit 9. Mai in Betrieb, im Juli wird ein weiteres Büro in Riedlingen eröffnet und im September wird die Zentrale im bis dahin zum „Haus der Digitalisierung“ erweiterten „Verschwörhaus“ am Ulmer Weinhof eingerichtet. Unterstützt wird das Digitalsisierungszentrum von Einrichtungen und Organisationen aus Wirtschaft und Forschung. Auch die initiative ulm digital unterstützt natürlich das Projekt.
„Wir sind nicht für die Umsetzung entsprechender Projekte zuständig“, versicherte Jonas Pürckhauer, Mitglied der Geschäftsleitung der IHK Ulm und geschäftsführender Vorstand des Vereins Digitalisierungsregion Ulm, Alb-Donau, Biberach, der das Zentrum betreibt, bei der Eröffnungsveranstaltung. Eine Konkurrenz zu bestehenden Unternehmen aus der IT-Branche soll das Zentrum nicht werden. Ziel ist die Beratung über digitale Themen.
Um die neuen Technologien erlebbar zu machen, will das Digitalisierungszentrum im Laufe des Jahres unter anderem den ersten frei zugänglichen Testraum für virtuelle Realität (VR) in der Region einrichten. Interessierte Unternehmen sollen dort die Möglichkeit erhalten, VR-Brillen und Co. ohne Kosten und Risiken auszuprobieren. Bald sollen auch Sprechtage rund um das Thema E-Commerce angeboten werden. Pürckhauer sieht hier großen Informations-und Handlungsbedarf, weil viele Händler und Gastronomen in der Region im Internet nicht zu finden seien oder nicht einmal über einen Eintrag in den digitalen Karten von Google Maps zu finden seien. Im Digitalisierungszentrum soll es ein niederschwelliges und kostenloses Beratungsangebot „für die Kleinen und Kleinsten“ geben, aber auch für die großen Unternehmen, etwa im Bereich der Suchmaschinenoptimierung (SEO).
Ein weiterer Schwerpunkt wird auf dem Bereich Building Information Modeling (BIM) liegen, der Bauwerksdatenmodellierung. Dabei werden alle relevanten Daten digital erfasst und das zukünftige Objekt als virtuelles Modell dargestellt. Das „Internet of Things“ (IoT), die zunehmende Vernetzung von Alltagsgegenständen untereinander und mit dem Internet ist ein weiteres Thema. Das Digitalisierungszentrum will keine Parallelwelt aufbauen, sondern ein Lotse und Koordinator sein, der bestehende Angebote bündelt und zentral vermarktet, hieß es bei der Eröffnungsveranstaltung mit Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.
Heribert Fritz, Vorsitzender der initiative ulm digital, war als Gastredner geladen. Er informierte zunächst über das Internet der Dinge, das Funknetz und die Möglichkeiten in der Region. Die Initiative sei ein Netzwerk von Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Institutionen, Organisationen sowie Interessierten aus der Bürgerschaft. Ziel sei es, den Wandel aktiv zu gestalten und den dazu notwendigen öffentlichen Diskurs zu unterstützen. Die Region gilt es zu stärken und Ulm zu einer digitalen Modellstadt zu entwickeln. „Hierzu tragen wir durch die Beschaffung von finanziellen Mitteln, unserer individuellen Expertise und einem effizienten Netzwerk bei“, so Heribert Fritz. Als Beispiele, wo und wie IoT angewandt werden kann, nannte er Temperatursensor im Badesee, GPS-Sensoren als Diebstahlschutz in Fahrrädern, Feinstaubsensoren neben unseren Straßen, Feuchtigkeitssensor in der Erde im Schrebergarten, Temperatur-Sensoren in Kühlaggregaten, Optische Sensoren in Pflastersteinen, Automatisiertes Ablesen von Zählerständen, Überwachung für die Schädlingsbekämpfung, Besucherstrom- und Verkehrsmessungen und Warnung vor Hochwasser. Das „Verschwörhaus“ mit seinen 250 Veranstaltungen im Jahr bezeichnete er „als Ort für kreative Köpfe, innovative Ideen und Wissbegierige“.
Am Beispiel „Zukunftsstadt 2030“ lassen sich für die Digitalinitiative laut Fritz vier grundlegende Innovationsprinzipien aufzeigen: Offen mit Open Data und Freie/Open Source Software, für alle, weil Lösungen allen Teilen der Gesellschaft dienen sollen. „Scheinbare Lösungen für Eliten, die zu Lasten weniger privilegierter Bürger*innen gehen, kommen nicht in Frage“, sagte Fritz bei der Eröffnungsveranstaltung des Digitalisierungszentrums. Und schließlich gehe es um Nachhaltigkeit. Ideen und Projekte müssten sich daran messen lassen, dass sie in allen drei Dimensionen nachhaltig sind: Ökologisch gleichermaßen wie ökonomisch und sozial. Außerdem will die Initiative clever agieren. „Wir warten nicht auf einen großen Masterplan oder die Alles-oder-Nichts-Lösung, wie sie in der sogenannten smarten City üblich sind. Unser Innovationsprinzip ist angelehnt an agile Entwicklung“.
Die Initiative plant als nächstes Projekt einen „LoRa- Park“ in zentraler Lage. Fritz stellt sich ein Experimentierfeld und öffentlichen Showroom für das Internet der Dinge vor, warb er vor Bürgermeistern, Landräten und Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut für seine Idee.