Im Rahmen der Vortragsreihe „10 x 10 digital.konkret“ referierten am Mittwochabend Verwaltungs- und Entscheider auf Einladung der „initiative.ulm.digital“ vor über 200 Zuhörern in der Kundenhalle der Sparkasse Ulm in einem kurzen Vortrag von zehn Minuten darüber, was konkret in ihrem Unternehmen im Rahmen der digitalen Transformation geschehen ist und wohin die digitale Reise führt.
Heribert Fritz, Vorsitzender der initiative.ulm.digital, die die Vortragsreihe ins Leben gerufen hat, gab bei seiner Begrüßung die Richtung vor. Man wolle mit solchen Veranstaltungen für die Digitalisierung Mut machen und motivieren. Fritz: „Besser selber machen als gemacht werden“.
Den Reigen der prominenten Redner in der Kundenhalle der Sparkasse Ulm eröffnete Ralph P. Blankenberg, Vorstand der Volksbank Ulm-Biberach eG. Er informierte zunächst über die digitalen Serviceangebote seines Geldinstituts für die Kunden. Problem einer Bank sei aber die „Mehrdimensionalität“ . Im Klartext: Es sei nie ganz klar, welchen Service der Kunde und auf welche Weise von seiner Bank erwarte. Man biete einen umfangreichen digitalen Service, die Nachfrage sei aber verhalten. Klar sei aber auch, dass sich die Investitionen in die Digitalisierung für die Bank auch rechnen müssten.
Sabine Meigel, verantwortlich bei der Stadt Ulm für die Digitalisierung, erläuterte, wie vielfältig sich die moderne Technik in die Stadt und das Stadtleben auswirke. „Die Digitalsierung ist Stadtentwicklung“, sagte sie. Es gehe natürlich auch um Teilhabe, „weil nicht alles digital geht“. Deswegen veranstalte die Stadt zahlreiche Workshops bis hin zum Innenstadtdialog. Vorangetrieben werde die Digitalsierung beim Quartier Alter Eselsberg, es werde an Online Abstimmungen gedacht und auf der Webseite gebe es schon einen „Mängelmelder“. Wichtig und eine Auszeichnung sei es zudem, dass die Stadt beim „Leuchtturmprojekt Zukunftsstadt“ dabei ist, so Meigel.
„Wohin geht die Reise für Bushersteller, Busunternehmer und Passagiere?“ So fasste Benjamin Steinvorth die Überlegungen zusammen, mit denen sich er und sein Team bei EvoBus beschäftigen. „Wir wollen autonom fahrende Busse“, betonte er. Auch seien elektrische Busse „für Städte enorm wichtig“. Doch auch Produktion und Wartung würden technisch aufgerüstet. „Wir wollen, dass ein Teil einen Verschleiß meldet, bevor es kaputt ist“. Auch die große Produktvielfalt mit derzeit 35 verschieden Bussen mit vielen verschiedenen Teilen könne man mit der Digitalisierung in den Griff bekommen, grundsätzlich müsse die „Infrastruktur möglichst einfach sein“.
Klaus Eder, Geschäftsführer der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, beindruckte die Zuhörer mit den gewaltigen Aufgaben, die auf die Stadtwerke zukommen oder noch zukommen werden. „Wir wandeln uns vom Stromlieferanten zum Infrastrukturdienstleister“, sagte Eder. „Wir bringen Strom, Wasser und Mobilität zusammen“. Beispielsweise beim Wohngebiet Weinberg mit PV-Anlagen auf den Dächern, Quartierstromspeichern und Infrastruktur für E-Autos. Selbst über die Bremsenergie der Straßenbahn werde Strom erzeugt und im Quartierspeicher „gelagert“. Strom könne außerdem über das Straßenbahnnetz von einem Quartierspeicher zum anderen transportiert werden. „Die Mobilität wird sich ändern, sie muss flexibler werden, es wird bald Mobilität auf Abruf geben“, kündigte Eder an.
Professor Manfred Plechaty vom Institut für digitale Transformation an der Hochschule Neu-Ulm informierte darüber, wie die Hochschule forscht, etwa am E-Fahrzeugbau, an optimaler Parkplatzerkennung oder auch an autonom fahrenden Shuttlebussen. Bei der Digitalisierung müsse immer „der Faktor Zeit und der Faktor Nutzen“ hinterfragt werden, riet er den Zuhörern.
Der Nutzen wird auch bei der Peri GmbH zunächst hinterfragt. „In welchen Prozessen denkt der Kunde“, sagte Dr. Fabian Kracht. Es gehe um Qualität, Effizienz oder auch Schnelligkeit. Digitale Anwendungen würden in Zusammenarbeit mit dem Kunden entwickelt. „Bei einer App ist es okay, wenn man sie immer wieder verbessert“. Dagegen entwickle Peri die Produkte selbst, „weil die perfekt sein müssen“. Bei der Veranstaltung stellte Kracht „eine Weltneuheit“ vor. In eine neue Deckenschalung wurden Sensoren verbaut, über die beispielsweise der Bauleiter Material, Lager, Bestellung und Kosten, „oder sogar ein Video mit Bauanwendung“ abrufen kann.
Dass die Digitalisierung auch wichtig für die Mitarbeiter ist, erläuterte Dr. Stefan Bill, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Ulm. Die Sparkasse hat alle Mitarbeiter mit einem I-Pad ausgestattet, um eine einheitliche Struktur zu schaffen. „Über das I-Pad informieren wir unsere über 1000 Mitarbeiter regelmäßig über neue Anwendungen, Produkte oder interne Dinge“, so Dr. Bill. Mittlerweile gibt es in jeder Filiale einen oder eine Digitalisierungsbeauftragte(n) und im Februar veranstaltete das Geldinstitut einen „Digitalisierungstag“. Auf Wunsch der Geschäftsleitung machen alle Mitarbeiter einen „digitalen Führerschein“. Viel Spaß macht den Mitarbeitern die App Quiz-Duell mit Fragen um das Geldinstitut, bei dem sie auch den Chef herausfordern. „Digitalisierung funktioniert nur miteinander“, sagte der Sparkassenvorstand abschließend.
Dies und „überall nur Insellösungen der digitalen Anwendungen“ thematisierte auch der Neu-Ulmer Oberbürgermeister Gerold Noerenberg. Kommunale Verwaltungen benötigten einheitliche Software und Apps, mahnte er. Das habe beispielsweise das Chaos bei der Registrierung von Flüchtlingen und der Gewährung von Leistungen gezeigt. „Wir haben 10 000 Kommunen und 8000 Lösungen, die nicht kompatibel sind“, monierte der Verwaltungschef. Doch auch intern müsse die Bereitschaft zum digitalen Wandel vorhanden sein. Das fange schon bei komplizierten Passwörtern an, „die dann auf einem Post it unter der Schreibtischunterlage versteckt werden“. Sein Fazit: Manchmal scheitert die Digitalisierung an der Bequemlichkeit der Mitarbeiter“. Ebenso brauche es Überzeugungsarbeit, dass der digitale Austausch von Akten und Informationen über verschiedene Büros und Abteilungen die Arbeit erleichtert. Noerenberg: „Wir wollen den Workflow steigern. Doch zuerst müssen die Mitarbeiter erkennen, dass das ihre Arbeit erleichtert“.
Professor Dr. Frank Kargl vom Institut für verteilte Systeme an der Universität Ulm warnte als letzter Redner des Abends davor, „dass das Datensammeln den Menschen Sorgen macht“. Daher sei Datenschutz sehr wichtig. Er warnte davor, dass wirtschaftliche Entwicklungen gegen den Schutz der Privatsphäre ausgespielt werden. Dr. Kargl: „Wir können die Daten schützen und trotzdem bei der Digitalisierung vorankommen, den Datennutzung und Privatheit schließen sich nicht aus& amp;amp; amp;amp; amp;amp; amp;amp;a mp;ldquo;. Eben daran werde auch an der Universität Ulm geforscht.
„Es waren wieder ganz konkrete und offene Informationen in die Unternehmen und in deren Strategien zur Digitalisierung“, freute sich Heribert Fritz, Vorsitzender des Vereins „initiative.ulm.digital“, über die gelungene Veranstaltung, die mit beschwingter Musik der Band „Al Jovo & Lea“, einem Flying Dinner und Gesprächen zum Netzwerken endete.