Die Digitalisierung hat alle Lebensbereiche erfasst, oft unbemerkt. Die Aufklärung darüber erzeugt mitunter geradezu fassungsloses Staunen. Das zeigte sich im mit über 200 Besuchern gut gefüllten Veranstaltungssaal der Sparkasse Ulm, in den die „initiative.ulm.digital“ zu ihrer Veranstaltungsreihe „10×10 digital.konkret“ am Dienstagabend geladen hatte.
Zehn eindrucksvolle Beispiele für Digitalisierung in der Region wurden am Dienstag im Sparkassensaal vorgestellt, wie Zahnersatz, der dank digitalisierter Frästechniken perfekter gestaltet ist denn je, genetische Beratung und Diagnostik, also die Klärung von Fragen zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs, die durch die digitalisierte Sammlung von Patientendaten präziser und schneller erfolgen kann als im vor-digitalen Zeitalter, Nahverkehrsangebote, die durch digitale Technologien wie autonomes Fahren oder Flugtaxis individuelle Mobilitätsbedürfnisse erfüllen und sich damit lösen können von den statischen Angeboten des Linien- und Fahrplanverkehrs, Forschungen, die dazu führen könnten, dass auf der Basis des Telefonverkehrs der psychische Zustand eines Menschen konstatiert werden kann. Ein katholisches Kirchendekanat, dem die Digitalisierung es einerseits ermöglicht, seine Gemeindemitglieder umfassender und rascher über alle kirchlichen Angebote zu informieren; das aber andererseits als Institution des besonderen Vertrauens und der Verschwiegenheit dem Datenschutz verpflichtet ist, also eine Art digitalen Beichtstuhl benötigt. Oder etwa ein Medizingerätehersteller, dessen interne Fertigungsprozesse ohne digitale Instrumente nicht mehr denkbar sind und dessen Handel bereits zu einem Drittel online-bestimmt ist, ein neues Programm des Landes, das Digital-Gründungen einen Schub verpassen soll, indem es Start ups zu 80 Prozent fördert, also nur 20 Prozent an Risikokapital erforderlich macht und eine regionale Fernsehsender-Gruppe, die sich wegen großer Nachfrage aus der Wirtschaft nach Bewegtbildern hin zum digitalen Dienstleister entwickelt.
All das existiert bereits oder ist auf dem Weg, Realität zu werden. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Digitalisierung alle Lebensbereiche erfasst hat, oft unbemerkt. Die Aufklärung darüber erzeugt mitunter geradezu fassungsloses Staunen.
Das zeigte sich im Veranstaltungssaal der Sparkasse Ulm bei der Veranstaltungsreihe „10×10 digital.konkret“ der „initiative.ulm.digital“. Deren Sinn und Zweck ist es nach den Worten des Vorsitzenden Heribert Fritz, Ängste vor und Vorurteile gegen die Digitalisierung abzubauen und den Herausforderungen der digitalen Transformation mutig zu begegnen. Was könnte ein besserer Mutmacher sein als das gute Beispiel? Es wurde am Dienstagabend im Sparkassen-Saal vor annähernd 200 immer wieder baffen Besuchern gleich fast im Dutzend geliefert.
Zehn Referentinnen und Referenten schilderten, welche Bedeutung die Digitalisierung für ihre Unternehmen oder Institutionen hat: Marco Bühler (Chef Beurer GmbH), Ulrich Kloos (Pfarrer und Dekan des katholischen Dekanats Ehingen-Ulm), Dieter Grau (Senior-Chef der Grau Dentaltechnik GmbH), Klaus Eder (Geschäftsführer Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm), Dr. Laura Mehnert (Geschätfsführerin, Genetikum Neu-Ulm), Dr. Andreas Rebetzky (CIO Hosokawa Alpine AG), Ulrike Hudelmaier (Chefin der Existenzgründerhilfe Technologiefabrik Ulm, TFU), Ralf van Gülick (Geschäftsführer der Regio TV Gruppe), Alexander Nikolaus (Leiter des neuen, mittlerweile auch am Weinhof überm Verschwörhaus residierenden Digitalisierungszentrum Ulm/Alb-Donau/Biberach) und Dr. Christian Montag (Professor an der Uni Ulm mit Gastprofessur in Chengdu, China).
Bei aller Unterschiedlichkeit der Notwendigkeiten und Auswirkungen der Digitalisierung auf ihre Firmen, Branchen, Institute und Institutionen waren einhellige Botschaften aller Referentinnen und Referenten unzweideutig: Stellen Sie sich der Digitalisierung, entwickeln Sie auf Ihre Erfordernisse zugeschnittene Konzepte, scheuen Sie sich nicht, sich auch mal eine Fehlentscheidung einzugestehen.
Kurzum: Gestalten Sie die digitale Transformation, sonst gestaltet die digitale Transformation Sie. Stellvertretend zum Trend ein paar wenige typische Aussagen, die an diesem Abend fielen. Marco Bühler: „Prozesse müssen digitalisiert werden. Das gilt für den Metzger und sein Handwerk genauso wie für den Weltkonzern.“ Dekan Ulrich Kloos: „Die Digitalisierung ermöglicht es, die Kirche als Marke zu etablieren und zu profilieren.“ Dieter Grau: „Unser Handwerk verzahnt die händische Arbeit und die digitale Welt, sie ist daher besonders interessant für junge Leute.“
Klaus Eder: „Das Auto verliert seinen Wert als Statussymbol. Mobilität wird zunehmend nur noch dort genutzt, wo sie benötigt wird, dazu braucht es die beste digitale Infrastruktur wie beispielsweise das G-5-Glasfasernetz.“ Dr. Laura Mehnert: „Positive Beispiele wie das problemlos digital verwaltete Konto bei der Sparkasse helfen uns, Vorbehalte gegen den digitalen Trend im besonders personengeschützten medizinischen Bereich abzubauen.“ Dr. Andreas Rebetzky: „Jede Digitalisierung ist unternehmensspezifisch. Eine Antwort auf die Frage, wo Deutschland in der Digitalisierung steht, gibt es daher nicht.“ Ulrike Hudelmaier: „Digitalisierung erfordert die Bereitschaft, außerhalb der Konventionen und der gängigen Kästchen zu denken.“ Ralf van Gülick: „Es ist verkehrt, sich gegen den Trend zu wehren. Zur erfolgreichen digitalen Transformation ist es aber notwendig, die Mitarbeitet ins Boot zu holen.“ Alexander Nikolaus: „Vertrauen Sie der neuen Technologie nicht blind. Zerknüllen Sie auch mal was. Scheuen Sie sich nicht, Rat von außen zu holen.“ Und schließlich Professor Christian Montag: „Wir leben im Zeitalter des Überwachungs-Kapitalismus.“ Ihn bestimmten die fünf großen IT-Konzerne der USA und einige Asiaten, „die den Großteil aller verfügbaren Daten unter sich aus machen“. Montag plädierte dafür, diesem Daten-Monopol entgegenzuwirken. Beispielsweise durch die Entwicklung von Apps.