10 x 10 digital.konkret: Vom gläsernen Profisportler bis zum informierten Patienten

Bei der gut besuchten Vortragsveranstaltung „10 x 10 digital.konkret“ in der Kundenhalle der Sparkasse Ulm beeindruckten die Referenten aus dem medizinischen Bereich und aus dem Profisport.  

Wie wirkt sich die Digitalisierung in verschiedensten Bereichen aus? Darüber informiert mehrmals im Jahr sehr erfolgreich die Veranstaltung „10 x 10 digital.konkret“ des Vereins „initiative.ulm.digital“. Am Dienstagabend beindruckten zwei Mediziner mit ihren digitalen Aktivitäten und Methoden die interessierten Gäste, darunter auch die Neu-Ulmer OB-Kandidatin Katrin Albsteiger, Landrat Heiner Scheffold, IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard und Marius Pawlak von der Stadt Ulm.

Dr. Michael Lang, Ulmer Neurologe und Psychiater entwickelt zusammen mit Martin Mayr von der NeuroSys GmbH seit einigen Jahren eine APP für Patienten. Mit dieser APP setzt er den Gedanken seiner Patientenakademie NeuroPoint, mit der er seit 30 Jahren seine Patienten im Umgang mit ihrer Krankheit und den Therapien anleitet, konsequent in die digitale Welt um.  Die APP wird bereits von über 3000 Patienten und über 250 Praxen genutzt. Patienten mit chronischen Erkrankungen sind über die App stets mit der behandelnden Arztpraxis verbunden. „Mit der APP wird der Kontakt zwischen Patienten und ihren Praxen einfacher. Zudem  gibt es Pillenwecker, Tipps zur Medikation und Ernährungs-und Alltagsratschläge“, betonte Lang die Vorzüge der PatientConcept-APP. Die Patienten bekämen beispielsweise einen Therapieplan. Wenn der Patient nichts einträgt, sieht das der Arzt“. Der positive Effekt dieser engen Verbindung und auch Kontrolle wirke sich auch auf die Therapietreue aus. „Medikamente, die nicht genommen werden, wirken nicht“, sagte der Leiter der Patientenakademie. Die Therapietreue bei Patienten mit Diabetes, Epilepsie, mit hohem Blutdruck und sogar Multiple Sklerose liegt durchschnittlich bei niedrigen 50 Prozent. Ganz anders die NeuroPoint-Patienten. „Wir erreichen eine Therapietreue von 95 Prozent, unsere Patienten nehmen also, auch dank der APP, konsequent ihre verordneten Medikamente“, berichtet Dr. Lang stolz.
Beindruckend auch der Vortrag von Dr. Michael Weiss, Inhaber und Geschäftsführer der Ulmer Zahnklinik Opus DC. In seiner Klinik sei ein digitaler Datensatz jedes Patienten hinterlegt, was den Service und die Diagnostik sehr verbessert. Der moderne Zahnarzt arbeite immer öfter mit einem „digitalen Finger“. Auch seien Abdrücke der Zahnreihen nicht mehr Stand der Dinge. Weiss: „Heute wird gescannt“. Die Digitalsierung habe die Zahnmedizin regelrecht revolutioniert. So schaffe das Digitalisieren des Kiefers eine Dreidimensionalität, Implantante könnten ohne offene Wunden und Blut und präziser gesetzt werden „und nach zwei Stunden ist alles fertig“. Das Digitalisieren ersetze das Röntgen, was die Strahlenbelastung und den Einsatz von Chemikalien verringere. Die Entwicklung geht weiter. „Die Zukunft sind online bestellte Zahnimplantate“, so Weiss.
Nicht minder beeindruckend waren die Beispiele aus dem Profisport. Thorsten Leibenath, Sportdirektor bei ratiopharm ulm, berichtete über die „datengetriebene Sportart“ Basketball, die durch die Digitalisierung revolutioniert worden sei. Von jedem Spieler gibt es eine Unmenge an Daten im Spiel, aber auch zu Körper und Gesundheit. Anhand der Daten wird ein Spieler verpflichtet und später dann das Training gesteuert, analysiert und abgestimmt, um dessen Spiel, Position und Quoten zu verbessern. Außerdem werden personalisierte Videos mit Beispielen aus dem Spiel für jeden Spieler angefertigt „und diesem direkt auf sein Handy“ gesandt. Die gesundheitlichen Werte der Spieler werden in einem „Athletic lab“ ermittelt und gespeichert. Alles mit dem einen Ziel: Den Spieler und das Team nach vorn zu bringen.

Auch Holger Bachthaler, Chefcoach des SSV Ulm 1846, arbeitet mit den digitalen Informationen. „Zuerst muss die Spielphilosophie klar sein, erst dann kann man die Daten auch richtig nutzen“, erläuterte Bachthaler, der nach jedem Spiel die Daten über Laufdistanz, Laufgeschwindigkeit, Anzahl der Sprints, Intensität und vieles mehr analysiert, da jeder Spieler einen GPS-Tracker am Körper trägt. Ein wichtige Rolle spielt auch bei dem Regionalligisten die Videoanlyse sowohl der eigenen Mannschaft als auch beim Scouting oder der Beobachtung des Gegners. „Wir können heute schon einzelne Spielszenen in der Pause zeigen“, sagte Bachthaler, der nach dem Spiel Daten wie Toranalyse, Ballbesitz, Passgenauigkeit und mehr zur Verfügung hat.

Nina Munk von Immobilien Munk berichtete über die Entwicklung im Immobilienbereich. Die Digitalsierung habe die Prozesse – von der Ausschreibung hauptsächlich in der Zeitung über das Expose bis zur Besichtigung – beschleunigt. Heute gehöre es zum Standard, dass der Makler 360 Grad Videos und in der Cloud hinterlegte Daten auf Knopfdruck dem Kunden präsentiere. „Prozesse können digitalisiert werden, nicht der Berater“, so Nina Munk. Beim Immobilienkauf gehe es viel um Emotionen, weil „das oft eine Entscheidung ist, die einmal im Leben getroffen wird“. Deswegen sei immer noch eine Beraterin oder ein Berater wichtig, der die Gefühle erkenne und darauf reagieren könne.

Dr. Stefan Bill, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Ulm, informierte über die „Digitalisierung des Bezahlens“, die sich in Deutschland noch nicht durchgesetzt habe. Dr. Bill: Der Deutsche ist bargeldverliebt“. Allerdings hätten im vergangenen Jahr erstmals mehr Menschen „mit Karte bezahlt als mit Bargeld“. Das Bezahlen mit „Apple Pay“ werde allerdings immer besser angenommen. Ziel sei es den Kunden künftig „eine zentrale Payment-Karte der Sparkasse“ anzubieten. Ein weiteres Ziel sei, „Digitalisierung und Regionalisierung zusammenzubringen“. Das soll mit „Cashback regional“ gelingen, bei dem  Sparkassenkunden beim Einkauf bei regionalen Händlern von diesen Geld aufs Konto zurückerstattet bekommen. Das alles stehe unter der Leitlinie „Verändern, um zu bleiben, was wir sind.“

Carlheinz Gern, Geschäftsführer von Donau 3FM, pries die digitale Entwicklung gerade für ein regionales Radio. „Wer nicht digital ist in der Medienwelt, der wird verlieren“. Das Radio muss allerdings auch überall dabei sein. So profitiere ein Sender wie Donau 3FM von Spotify, wo Podcast abrufbar sind, ebenso wie von Smartspeakern wie Alexa. Dank DAB-Digitalradio sei der regionale Sender Donau 3FM heute außerdem „in ganz Bayern und Teilen von Österreich und der Schweiz zu hören“. Undenkbar in Zeiten der früheren Antennentechnik. Gut genutzt werde zudem die Webseite des Senders, auf der die wichtigsten Nachrichten und Serviceleistungen nachzulesen sind.

Die Entwicklung in den Finanzämtern und das „beleglose Verbuchen“ macht den Steuerberatern zu schaffen, räumte Professor Dr. Brigitte Zürn von der Zürn Unternehmensberatung ein. Auch ihre Kanzlei beschäftige sich mit Künstlicher Intelligenz (KI), Cloud und digitalen Prozessen. Wirtschaftsprüfer nutzen heutzutage viele digitale Tools. „Wir setzen auf Kooperationen“, betonte Dr. Zürn.